Der junge Venezolaner Wilmer (Name geändert) schraubt konzentriert an dem Skelett eines alten Motorrads. „Dies ist unser Abschlussprojekt. Wir müssen das Motorrad wieder zum Laufen bringen und dokumentieren, in welchem Zustand es vorher war, und was wir daran gemacht haben“. Der Vierundzwanzigjährige hat fünf Monate lang, unterstützt von den „Damas Alemanas“, in Quito einen Kurs besucht, um die wichtigsten Kenntnisse rund um die Reparatur von Motorrädern zu erwerben.
Vor fünf Jahren ist er als Flüchtling aus Venezuela gekommen. Ein wenig Geld verdient er als Bote für einen lokalen Essenslieferanten, wie die meisten in Ecuador ohne Arbeitsvertrag und Versicherung; auch seine Frau arbeitet, aber es reicht nur knapp für sie beide und den fünfjährigen Sohn. Seine Ausbildung hätte er davon nicht finanzieren können. Das schrottreife Motorrad, das der junge Mann und vier Kameraden im Rahmen der Abschlussprüfung wiederherstellen, mussten die Fünf selbst bezahlen, ebenso wie alle notwendigen Ersatzteile. Wenn die Maschine schließlich wieder fährt, verkauft sie der Kursanbieter, nicht die Kursteilnehmer.
Dennoch ist Wilmer voller Enthusiasmus: Nach dem Kursabschluss im März dieses Jahres will er sich möglichst selbständig machen, er ist bereits auf der Suche nach dem geeigneten Ort für eine Werkstatt. Schon jetzt kümmert er sich um die Maschinen von Bekannten, wenn sie Probleme haben. „Aber ich muss noch mehr über Finanzierungsmöglichkeiten, Buchführung, Marketing wissen, damit mein Geschäft funktioniert!“ Also heißt es weiterlernen, neben dem Austragen von Pizza, den Reparaturjobs, den Hausaufgaben mit dem Sohn. Wer ihm in die Augen schaut, weiß: Er wird es schaffen.
Wir Damas Alemanas freuen uns über jede noch so kleine Spende. Helfen auch Sie!
Cumbayá, Ecuador – 16.03.2023 – Benita Schauer